In der vergangenen Woche war ich auf Exkursion in Frankreich, um mir die britische Front des Ersten Weltkriegs genauer anzugucken. Es ging nach Péronne, Arras, Amiens und in umliegende Dörfer. Das Programm war so vollgepackt, dass wir Bonn um halb sieben morgens verließen. Unsere Beschäftigung mit dem Ersten Weltkrieg begann in Péronne im Historial de la Grande Guerre, das seit 1992 über den Ersten Weltkrieg in der Region um die Somme in drei Sprachen informiert. So gibt es dort das Schild zu sehen, das die deutschen Truppen 1917 bei ihrem Rückzug im zerstörten Péronne zurückließen und das auch von der Forschung aufgegriffen wurde.
Geschichtsbelletristik
Sommerzeit, Lesezeit. Das dachte ich als ich vor kurzem in einer Buchhandlung nach einem Roman suchte. Vorbelastet durch mein Studium, schaute ich mir die Krimireihen auf der Suche nach einem Geschichtskrimi an. Volker Kutschers Gereon Rath-Reihe begeistert mich nämlich sehr, weil es ihm gelingt, die Weimarer Republik im Krimi zu beleuchten. Nachdem ich im letzten Jahr das Buch “Rassenwahn” von Jörg Gustmann gelesen hatte, wusste ich, dass es auch anders geht und das ist mir bei meiner letzten Lektüre auch wieder bewusst geworden.
Guido Knopp ist ein Historiker, seine Worte sind Gesetz…
singt der Liedermacher Rainald Grebe. Jörg Baberowski, Professor für die Geschichte Osteuropas an der HU Berlin, zweifelt daran, dass die Worte Knopps Gesetz seien oder vielmehr, dass sie es sein sollten. Baberowski schreibt in der FAZ vom 30. Mai 2014:
“History-TV“ gibt es nur, weil jene, die Dokumentarfilme produzieren, glauben, dass intelligente Menschen nicht fernsehen. ((Jörg Baberowski: Unsägliche TV-Dokus. Geschichte für Trottel, in faz.net, 30.5.2014))
Aber nicht nur der prominenteste deutsche Fernsehhistoriker ((seinen Doktortitel erhielt Knopp 1975 von der Universität Würzburg für seine Arbeit über die “Einigungsdebatte und Einigungsaktion in SPD und USPD, 1917 – 1920 unter bes. Berücksichtigung der ‘Zentralstelle für Einigung der Sozialdemokratie'”)) kriegt von Baberowski sein Fett weg, auch andere TV-Dokumentationen, im Besonderen aber eine Dokumentation ((abrufbar bis zum 20. Mai 2015)), die die ARD am 19. Mai 2014 in der Reihe “Geschichte im Ersten” ausstrahlte.
Stolpersteine putzen
Gestern las ich in meiner Timeline diesen Tweet:
Morgen ist es soweit! Aufruf zum großen Frühjahrsputz der #Stolpersteine am 20.03.! Seid mit dabei! #keinverblassen pic.twitter.com/WQv82ujTnB
— Stolpersteine (@_Stolpersteine_) March 19, 2014
Auf dem Weg zu meinem Arbeitsplatz komme ich an einem Stolperstein vorbei, weswegen ich mich heute aufmachte, Putzmittel kaufte und mich nach der Arbeit zum Stolperstein setzte, um diesen Stolperstein zu putzen. Mit dabei hatte ich Wasser, Scheuermilch, Politur, einen Schwamm und Papiertücher. Ich hatte mich vorher informiert, wie man einen Stolperstein am besten putzt.
There’s an east wind coming – Sherlock Holmes und der Erste Weltkrieg
Es war abends, um neun Uhr, am zweiten August – jenem schrecklichsten August der Weltgeschichte. Man hätte sich da schon denken können, daß Gottes Fluch schwer dräuend über einer degenerierten Welt hing, denn eine furchterregende Stille und eine ungewisse Ahnung erfüllten die schwüle, von keinem Windhauch bewegte Luft. ((Arthur Conan Doyle (Leslie Giger, Übersetz.): Seine Abschiedsvorstellung, Berlin 2012, S.280.))
Sensation: Deutsches Reich doch nicht allein Schuld am Ersten Weltkrieg?
Große Neuigkeiten: der Tagesspiegel hat herausgefunden, dass man sich in Großbritannien anders an den Ersten Weltkrieg erinnert als in Deutschland. Gleichzeitig wird sich leicht darüber beschwert, dass der Erste Weltkrieg immer noch nicht vorbei sei. So käme es einem zumindest vor, wenn man sich das aktuelle Bohei durchlesen würde, was derzeit fabriziert wird ((Eine spontane Suche “Erster Weltkrieg” auf der Seite des Tagesspiegels bringt übrigens 64 Treffer.)). Meine Google Alert Suche zum Ersten Weltkrieg hat mir seit dem 1.1.2014 60 Alerts geschickt. Eingerichtet habe ich sie vor etwa einem halben Jahr und bis zum Jahreswechsel bekam ich ca. alle drei Tage eine E-mail.
“eine deftige Portion Geschichte näherbringen” – Interview zu @1914Tweets
Das “Gedenkjahr” 2014 hat gerade begonnen, aber dass es ein geschichtsträchtiges Jahr wird, war spätestens mit der Veröffentlichung der “Sleepwalkers” von Christopher Clark im Herbst 2012 klar. Der Spiegel nannte 2014 schlicht Super-Gedenkjahr und widmete seine erste Ausgabe im Jahr 2014 dem Ersten Weltkrieg ((natürlich ohne dabei auf Hitler zu verzichten)). Unterschiedliche Formen der Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg gibt es auch im Netz. Auf facebook durchlebte der fiktive Léon Vivien 2013 gemeinsam mit seiner Frau den Ersten Weltkrieg und sehr, sehr viele Twitteraccounts haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Ersten Weltkriegs einem breiten Publikum in 140 Zeichen näher zu bringen. Seit gestern mischt auch der Account @1914Tweets von Christian Soeder und Dirk Baranek mit. Als Mitglied des @9nov38-Teams war ich natürlich besonders interessiert daran, was Christian Soeder und Dirk Baranek in den nächsten zwölf Monaten planen. Freundlicher Weise hat mir Dirk Baranek ein Mail-Interview gegeben.
Historische “Weihnachtslieder”
Herr Schmalenstroer fand im familiären Fundus ein “Weihnachtslied” von 1916. Es ist nicht wirklich ein Weihnachtslied, vielmehr wohl ein Propagandalied. Dem Kinderchor, der das Lied vertont, verspricht Michael übrigens einen Kasten Bier. Leider bin ich seit sieben Jahren volljährig und gehe somit unter gar keinen Umständen mehr als Kind durch. Trotzdem habe ich mal gesungen…
Der Freistaat Bayern und der Kampf mit “Mein Kampf”
2015 ist Adolf Hitler 70 Jahre tot. Und wie es beim Urheberrecht so ist, laufen dann die Ansprüche seines “Erben” an Hitlers politisch-ideologischer Programmschrift Mein Kampf aus. Erbe ist in diesem Fall der Freistaat Bayern, zumindest geht dieser davon aus, weil Hitler dort seinen letzten Wohnsitz hatte. Ab dem 1.1.2016 könnte aber jeder das Buch veröffentlichen und verkaufen.
Was wäre wenn…?
Im ersten Semester kaufte ich mir ein Buch, das angab Alternativgeschichte zu schreiben. Ich hatte mir erhofft, einen anderen Blick auf bestimmte Ereignisse der Weltgeschichte erhaschen zu können. Nach der Lektüre war ich so klug wie zuvor und hakte die kontrafaktische Geschichte erstmal ab.