Stolpersteine putzen

Gestern las ich in meiner Timeline diesen Tweet:

Auf dem Weg zu meinem Arbeitsplatz komme ich an einem Stolperstein vorbei, weswegen ich mich heute aufmachte, Putzmittel kaufte und mich nach der Arbeit zum Stolperstein setzte, um diesen Stolperstein zu putzen. Mit dabei hatte ich Wasser, Scheuermilch, Politur, einen Schwamm und Papiertücher. Ich hatte mich vorher informiert, wie man einen Stolperstein am besten putzt.

sallyspiegel
Stolperstein von Sally Spiegel. Charlotte Jahnz, CC-BY.

Eigentlich hatte ich gedacht, vielleicht mit Leuten ins Gespräch zu kommen. So alltäglich ist es vermutlich nicht, dass da jemand auf dem Bürgersteig hockt und rumschrubbt, aber ich störte oder interessierte niemanden, lediglich zwei kleine Mädchen guckten etwas neugierig.

Das Saubermachen von Stolpersteinen ist gar nicht so leicht: die Scheuermilch wollte den Schmutz nicht so richtig gut entfernen, die Politur löste dann aber einiges von dem Grün (ich vermute, das war Moos), das den Stolperstein bedeckte. Jetzt ist er jedenfalls wieder auffälliger.

Zu Sally Spiegel habe ich auf der Seite der Bonner Geschichtswerkstatt Folgendes gefunden:

Sally Spiegel (*1.8.1873), ein einst wohlhabender Kaufmann, dem in der Rheinallee mehrere Häuser gehört hatten, wurde am 20. Juli 1943 über das holländische KZ Westerbork ins Vernichtungslager Sobibor deportiert. Er soll sich nach der Bombardierung Kölns im Mai 1942 nach Holland geflüchtet haben, sei aber von der Familie, bei der er wohnte, verraten worden. ((https://www.bonner-geschichtswerkstatt.de/index.php/projekte/bad-godesberg/67-der-mord-an-den-godesberger-juden-1933-19451))

1 comment

  1. Noch immer, noch heute das Unbehagen nicht ganz hinunterschlucken können, dass mich befällt, lese ich von diesen objektiv ja nicht zu missbilligenden Dingen, aber subjektiv bleibt der Knoten im Hals bestehen.