Wie beginnt man einen Text zu einer Masterarbeit? Vielleicht so: Im Zuge dieses Buches für das ich mich mit Frauen in Deutschland im Zweiten Weltkrieg beschäftigte, kam ich von der Idee ab, meine Masterarbeit über das Frauenstudium im Ersten Weltkrieg zu schreiben. Vor allem, weil meine Hauptquelle mich etwas enttäuscht hatte und ich keinen richtigen Zugang fand, der sich in irgendeiner Weise groß von der Dissertation “Auf fremdem Terrain. Studien- und Alltagserfahrungen von Studentinnen 1900 – 1918.” von Marianne Koerner unterschieden hätte.
Also überlegte ich, wie ich das, was ich eh schon gelesen hatte, in einer Masterarbeit nutzen konnte. [Spoiler: auch das werde ich nicht wirklich nutzen können.] Ich dachte über das Kriegsende nach und mir fiel das Bild der Trümmerfrau ein. Ich war relativ begeistert davon, das Bild der Trümmerfrau über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Das war im Juli 2014. Im Juli 2014 erschien auch Leonie Trebers Dissertation “Mythos Trümmerfrauen. Von der Trümmerbeseitigung in der Kriegs- und Nachkriegszeit und der Entstehung eines deutschen Erinnerungsortes”. Sie schreibt auf 100 Seiten über das Bild der Trümmerfrauen in Ost- und Westdeutschland bis in die 1980er Jahre. Die Dissertation ist wirklich äußerst lesenswert, aber zwang mich auch dazu, weiter über ein Thema nachzudenken. Mir fiel auf, dass vor allem in der populären Geschichtsdarstellung und dort noch mal besonders in meinen geliebten Historienschinken, neben die Trümmerfrau das weitere Stereotyp des “Besatzerliebchens” gestellt wurde. Exemplarisch seien hier nur die Filme “Das Bernsteinamulett” und “Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei” genannt. Es ist allerdings so, dass vor allem das Stereotyp der Trümmerfrau nicht direkt aus der unmittelbaren Nachkriegszeit stammt, zumindest für Westdeutschland nicht. Und das Besatzerliebchen ist vor allem als “Amiliebchen” ins kollektive Gedächtnis eingegangen, das ist zumindest meine Ausgangsthese. Die Bezeichnungen Franzosenliebchen, Britenliebchen und Russenliebchen sind nicht wirklich geläufig. Insofern war mein Blick tatsächlich stark vom Jahr 2014 geprägt und weniger aus der direkten Nachkriegszeit.
Eine weitere Frage tut sich ebenfalls auf: wie will ich meine Thematik untersuchen? Ursprünglich hatte ich geplant, herauszufinden, ob es Kontinuitätslinien aus dem NS gibt. Also, ob das NS-Frauenbild auch in beiden Nachkriegsstaaten nachlebt(e). Dazu hatte ich vor, die Zeitschrift NS-Frauenwarte mit Publikationen aus der Nachkriegszeit zu untersuchen und zwar einmal im Hinblick auf Publikumszeitschriften West und Ost (z.B. der Spiegel) und einmal im Hinblick auf Frauenzeitschriften West und Ost. Um es kurz zu fassen: auch das wird nicht meine Masterarbeit, weil es vermutlich den Umfang der Arbeit sprengen würde. Es ist auch so schon genug, denn: ich werde jetzt untersuchen, ob anhand von Berichten in der NS-Zeitschrift NS-Frauenwarte Kontinuitätslinien im Frauenbild in den Frauenzeitschriften “Constanze” (West) und “Für Dich” bzw. “Frau von heute” (Ost) nachvollziehbar sind und zwar in punkto “Arbeit” und “Liebe”. Die Begriffe sind so grob gefasst, weil ich mit der Sichtung der Nachkriegszeitschriften noch nicht wirklich weit gekommen bin. In der vergangenen Woche habe ich in der Präsenzbibliothek der Friedrich Ebert Stiftung in Bonn angefangen, die Ausgaben der “Frau von heute” ab 1950 durchzugehen und in einer Excel-Liste Artikel einzutragen, die für meine Arbeit sinnvoll erscheinen könnten. Am Dienstag bin ich erneut in der FES und gehe arbeite mich weiter durch die Zeitschriftenbände. Danach geht es in die Depots des Haus der Geschichte, wo die “Constanze” und die Zeitschrift “Für Dich” lagern. Die NS-Frauenwarte bietet zum Glück die UB Heidelberg online als Digitalisat an. Das mal als kurze Wasserstandsmeldung in einem Blog, das ursprünglich dazu eingerichtet wurde, meine Masterarbeit zu begleiten.
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