#histodings

Über ein Jahr ist in diesem Blog nichts passiert. Das ist eine so lange Zeit, dass ich fast die Zugangsdaten für dieses Blog vergessen hätte, nach drei gescheiterten Versuchen hat es dann aber doch geklappt.

Dabei hatte ich mich Ende September für’s Ironblogging des Vereins angemeldet, in dem ich ein Vorstandsamt ausübe. Die Beteiligungsrate des Vorstands ist – mit Ausnahme von Karo, die bislang immer regelmäßig dabei war – ausbaufähig (looking at you, Wenzel). Außerdem wurde ich mit einem Stöckchen oder irgendetwas wie einem Stöckchen beworfen, das habe ich bislang auch nicht aufgenommen. Und weil ich jetzt endlich mal nicht zehn Euro in die Ironblogger-Kasse werfen möchte, habe ich mir überlegt, das #histodings vom histocamp aufzugreifen. Auch um damit darüber hinwegzutäuschen, dass ich meine Eindrücke und Erlebnisse vom histocamp – im Gegensatz zu letztem Jahr – nicht verbloggt habe. Es hätte also viel Content geben können und hier im Blog schlummert auch ein nicht fertiger Artikel zum Thema “Erika Steinbach und die Ehrung von Wehrmachtssoldaten”.

Jedenfalls: es war Weihnachten und wie auch Anke Gröner war ich zuhause und habe nach Dingen aus der Familiengeschichte gesucht. Eins davon hatte ich schon als histodings beim histocamp eingereicht. Das virtuelle histodings-Museum, das Ende November auf twitter entstand, versammelte unterschiedliche “Dinge”, die die Besucher*innen und Nicht-Besucher*innen des histocamps mit Geschichte verbinden. Es tauchten sehr unterschiedliche Dinge auf: von der Papst-Action-Figur, zu Münzen, zu ganzen Gebäuden.

Der FF33, auch bekannt als Ackerschnacker.

Ich wählte den Feldfernsprecher 33, den mein Opa irgendwann loswerden wollte. Das Teil ist sehr schwer und steht als dekorativer Staubfänger im Historikerinnenhaushalt herum. Als ich ihn dann auch bei instagram postete, gab es direkt eine Menge Herrschaften, die mir dabei behilflich sein wollten, herauszufinden, ob er noch funktioniert. Vielleicht wird das irgendwann mal ein Projekt, wenn ich wieder nichts zu bloggen habe und die Ironblogger bedrohlich mit dem Klingelbeutel wedeln. Über Weihnachten fragte ich dann meinen Großvater (Jahrgang 1929) wie das Ding überhaupt in seinen Besitz gelangt ist. Ich hatte mir eine krude Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg ausgedacht, aber Opa war bei Kriegsende gerade mal 15. Erzählen kann er mir trotzdem viele und auch schlimme Geschichten. Tatsächlich ist es allerdings so, dass Opa 1943 bei der Post angefangen hat (was ich auch nur weiß, weil ich ihn mal online bei den Telekom-Senioren anmeldete und das Formular fragte, wann er in den Betrieb eingetreten ist, was er dann mit “1943” beantwortete). Die Geschichte wie der FF35 in den Familienbesitz gekommen ist, ist also weitaus langweiliger: bis 1945 wurden insgesamt etwa 1,6 Millionen “Ackerschnacker” dieses Typs gebaut und nach dem Krieg standen anscheinend noch genug herum. Einen davon hat Opa dann mit nach Hause nehmen dürfen.

“The tea contained in this tin was not, by all accounts, particularly good and the closest modern equivalent is something like QT. Despite this, a hot drink would have been very welcome and there are many stories of British troops stopping during a lull in the fighting to brew up”, sagt Tales from the Supply Depot.

Über Weihnachten fand ich dann eine Dose, die meinem anderen Opa “gehörte”. Der war Jahrgang 1912, Polier beim Bau und auch irgendwie im Krieg. Die Familiengeschichte schweigt sich dazu aber aus, außer “Ungarn” weiß ich nichts. Auch ob er eventuell in Kriegsgefangenschaft war, weiß ich nicht. Deswegen läuft seit zwei Jahren eine Anfrage von mir bei der “Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht” (WASt), mal schauen, was dabei herumkommt. Jedenfalls war dieser Opa 1945 wieder “zuhause”. Ich besitze mittlerweile auch eine Reihe Fotos von ihm, aber sonst weiß ich recht wenig über ihn, er starb 1997 als ich acht Jahre alt war. Ich hatte von der Dose schon angenommen, dass sie eine britische Ration sein musste – einfach aus der Annahme heraus, dass niemand außer den Briten gesondert Wert darauf legen würde, während des Zweiten Weltkriegs Tee mit Milchpulver zu sich nehmen zu können. In der Familie war die Dose aber immer als “amerikanisch” gelesen worden. Aber tatsächlich, es ist eine britische Dose: “The need to have a restoring drink in the field has led to many national idiosyncrasies in essential equipment provided to soldiers- the French and Italians had military issue coffee grinders, the US Army ensured its GIs could always have a Coca Cola and of course the British Army did its best to ensure there was always facilities for its soldiers to have a hot cup of tea.” (Tales from the Supply Depot) Wie genau die Dose in den Besitz meines Opas gekommen ist, weiß ich nicht und werde ich wahrscheinlich auch nie erfahren. Aber vielleicht kann ich mit den Auskünften der WASt demnächst besser vermuten.