Weil gerade das große Kritisieren umgeht, möchte ich mich auch beteiligen. Auch ich stieß auf “Zeitungsprobleme” bei meiner Masterarbeit. Ursprünglich hatte ich vor eine West- und eine Ost-Tageszeitung (FAZ und Neues Deutschland), je ein Publikumsblatt (da gab es schon das erste Problem: der Spiegel für den Westen, aber das Ost-Pendant, das in etwa den gleichen Zeitraum abdeckt?) und je eine Frauenzeitschrift (Constanze und Für Dich) zu vergleichen. Ziemlich viele Quellen für eine Masterarbeit und gar nicht so nah an dem, was ich jetzt mache, nämlich eine NS-Frauenzeitschrift (NS-Frauenwarte), eine West-Frauenzeitschrift (Constanze) und eine Ost-Frauenzeitschrift (Für Dich/Frau von heute) in punkto Geschlechterrollen zu vergleichen. Ich habe auch jetzt Probleme mit den Zeitschriften, sie wären aber bei meinem ursprünglichen Ansatz schwieriger gewesen.
Ich hatte ein ähnliches Problem wie Matthias Rehbein bei der FAZ, wobei ich beim Download der PDF-Dateien aus dem Archiv Angaben über Erscheinungstag und Seite angezeigt bekam:
Aber auch für dieses PDF musste ich mich an einen PC in der Universitätsbibliothek begeben, dort suchen und die PDF-Datei auf den Rechner der Bibliothek herunterladen. Mangels USB-Stick musste ich mich dann in meine Uni-Mail-Adresse einloggen (weil die ULB-Rechner google-Mail blockieren) und mir von da in mühevoller Kleinarbeit alle PDFs selber schicken (ist das eigentlich legal?). Ich danke dem Spiegel für die Volltextsuche und die Verfügbarkeit aller Ausgaben. Was allerdings wirklich schade ist, ist, dass die Leserbriefe in der Volltextsuche und auch im Online-Text nicht auftauchen und man sich diese nur über die PDF-Anzeige anschauen kann. Vielleicht war ich auch nur zu blöd für die Volltextsuche, das kann natürlich auch sein. Falls also jemand einen Trick hat, die Kommentare freuen sich.
Sowohl den Spiegel als auch die FAZ werde ich jetzt nur für ergänzende Fußnoten oder zur Stärkung von Thesen, die sich aus der Arbeit mit den Frauenzeitschriften ergeben, nutzen. Für die Frauenzeitschriften war die ganze Sache nämlich noch etwas komplizierter, weil nur die NS-Frauenwarte zum Teil online ist. Die UB Heidelberg hat alle Ausgaben ab 1940 online gestellt. Leider sind sie nicht – wie das Spiegel-Archiv – im Volltext durchsuchbar, sondern als PDFs bzw. im jpg-Format abrufbar. Das ist aber schon um Längen besser als die Constanze oder die Frau von heute. Bei der Frau von heute bin ich in Bonn ganz gut aufgestellt. Die Ausgaben für meinen Bearbeitungszeitraum (1946 bis 1955) sind von 1950 bis 1955 gebunden im Archiv der Friedrich Ebert Stiftung vorhanden, die Ausgaben ab 1946 (mit Ausnahme des Jahres 1947) im Depot des Hauses der Geschichte. Dass das Jahr 1947 in Bonn nicht überliefert ist, ist zwar schade, fällt aber angesichts der Tatsache, dass die Vergleichszeitschrift Constanze erst ab 1948 erscheint nicht so sehr ins Gewicht.
Bleibt das Sorgenkind Constanze. Die gibt es in Bonn nämlich nur für die Jahre 1949, 1953 und 1955 komplett. Für alle anderen Jahre ist das Material dürftig. Also begab ich mich auf die Suche. Ab 1952 ist die Zeitschrift recht oft verfügbar, für 1948 gibt es sie nur in Hamburg (Erscheinungsort der Zeitschrift), Leipzig (DNB), Frankfurt (DNB), Berlin (StaBi und die Bibliothek der Publizistik der FU). Bei meiner Recherche fand ich heraus, dass die Zeitschrift im Jahr 2013 in Hamburg auf Mikrofilm gezogen wurde. Ein weiteres Exemplar des Mikrofilms findet sich in Frankfurt in der DNB. Da Hamburg sowohl den sog. “Masterfilm” als auch einen Benutzerfilm hat, wurde mir in Bonn geraten in Hamburg nachzufragen, ob man den Benutzerfilm fernverleihen würde. Dem ist nicht der Fall. Ich begann mich zu fragen, warum man im Jahr 2013 eine Zeitschrift, die 1969 eingestellt wurde, nicht digitalisiert, sondern auf einen Mikrofilm zieht. Die StaBi half mir dann aus und schickte den Zeitschriftenband von 1948 nach Bonn. Von Bestellung bis zum Eintreffen verging ein ganzer Monat. Volltextsuche wäre natürlich ein Traum, aber sowohl die Frau von heute als auch die Constanze muss ich Ausgabe für Ausgabe durchblättern – in der Hoffnung nichts Wichtiges zu übersehen.
Und weil das nicht das Ende des Jammertals ist, noch eine kleine Anekdote von Masterarbeitsthema Nr. 1, das ich irgendwann verworfen habe. Die Zeitschrift Die Studentin existiert in Deutschland an ganzen 10 Standorten. Der Frauenmediaturm in Köln hat sie gesammelt auf Mikrofiche, aber leider kein Mikrofiche-Lesegerät bzw. nur ein kaputtes. Das war aber insofern gut als dass ich die Fiches ausleihen konnte ohne eine Nutzungsgebühr entrichten zu müssen. Stattdessen konnte ich sie in der UB Köln als PDF scannen. Ich habe jetzt also die ganze Zeitschrift auf meinem Rechner ohne dass ich sie aktuell nutzen würde. Es wäre ein leichtes die Zeitschrift hier hochzuladen und anzubieten, ihr Erscheinungszeitraum liegt zwischen 1913 und 1919, die Autorinnen dürften zu diesem Zeitpunkt zwischen 20 und 30 Jahre alt gewesen sein. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass sie bereits 70 Jahre tot sind. Ich weiß auch nicht, ob jemand noch andere Ansprüche auf die Zeitung erhebt. Ich weiß aber, dass ich keine Lust auf Rechtsstreitigkeiten habe, weswegen ich – trotz vermutlich sehr geringem Risiko – darauf verzichte, die Ausgaben hier hochzuladen.
1 comment
In den Digital Humanities ist wirklich noch viel Pionierarbeit zu leisten, um überhaupt Zugang zu den benötigten Texten zu erlangen. So schade, denn eigentlich ständen eine Menge Werkzeuge bereit, um die eigenen Theorien durch empirische Studien über die Volltexten zu untermauern. Es scheint aber noch ein weiter Weg zu sein, bevor die Hilfe von Computerlinguisten überhaupt ins Spiel kommen kann…